Mercator EssensZeit - 6. Mercator EssensZeit mit Christoph M. Schmidt
Seit Monaten tüfteln Wirtschaftsexperten und Politiker an Maßnahmen, um dem Euro-Raum den Weg aus der Schuldenkrise zu bahnen. Doch anstatt Erfolgsmeldun-gen sehen wir Investitionen in schwindelerregende Hö-hen schnellen. Mitte November gaben die so genannten „Wirtschaftsweisen“ mit ihrem Jahresgutachten Empfeh-lungen zur Reformierung des Euroraums und sprachen sich für ein „Drei-Säulen-Konzept“ aus. „Mal Schirm, mal Säule - Was trägt Europa durch die Krise?“ diskutierte daher Professor Dr. Christoph M. Schmidt, der zu den „Wirtschaftsweisen“ gehört, im Rahmen der Mercator EssensZeit.
Die Ausgangslage in der europäischen Schuldenkrise ist sehr komplex. Da es keinen Prädenzfall gibt, warnte Prof. Schmidt in seinem Vortrag vor einer zu schnellen Quantifizierung von finalen Folgekosten politischer Ent-scheidungen.
Die problematische Situation in der Eurozone müsse in verschiedene Einzelteile zerlegt werden, um zu einer Lösung zu kommen. Dazu nannte Schmidt drei Hand-lungsprinzipien: 1. Es gibt nicht nur eine Krise im Euro-raum. Zu der Staatsschuldenkrise kommen eine Ban-kenkrise und Wachstumsschwäche in vielen Euro-Ländern, die sich gegenseitig verstärken. Die Europäi-sche Zentralbank (EZB) garantiert momentan Stabilität; sollte die politische Entscheidung fallen, Griechenland aus der Eurozone auszuschließen wäre das mit unwäg-baren Risiken verbunden. 2. Benötigt die EU und die Euro-Zone ein nachhaltiges Regelwerk. Die Mehrheit des Sachverständigenrats empfiehlt dabei eine Haftung auf nationaler Ebene, d.h. dass die Schulden einzelner Länder nicht vergemeinschaftet werden. 3. Muss die Lösung langfristig gedacht werden. Die Überschuldung der Staatshaushalte kann nur langsam abgebaut wer-den; wichtig sind dabei Haftung und Kontrolle der Län-der. Diese Prinzipien wurden in den verschiedenen Rettungsmechanismen auch berücksichtigt; trotzdem wird nach dem Gutachten der Sachverständigen 25 Jahre dauern, bis die Schulden getilgt sein werden.
Artikel vom 18.12.2012



