Sparen ist wichtig – aber das kann nicht alles sein
Befürworten Jugendliche in Europa also die aktuelle Europolitik? Das kann man so auch nicht sagen. 56% der Jugendlichen in den Krisenländern fühlen sich von den erzwungenen Sparmaßnahmen bevormundet und wollen sie als Bedingung für Hilfen abschaffen. In den anderen Euro-Ländern sind diese Maßnahmen dagegen populär.
Jugendliche, das ist die klare Botschaft, sind bereit zum Sparen. Wenn sie aber, wie derzeit in den Krisenländern, eigentlich nichts anderes mehr hören, und wenn sie die Auswirkungen persönlich spüren (und satte 88% tun das), dann geht diese Bereitschaft ohne Unterstützung auch schnell verloren. Das ist auch nicht ganz überraschend in Anbetracht der astronomischen Raten von Jugendarbeitslosigkeit. in der ein Teil unsere Generation unverschuldet versinkt.
Alle Jugendliche sind sich in einem einig: Sparen kann nicht der einzige Weg aus der Krise sein. Auf die Frage, ob die negativen sozialen Folgen der Krise, auch wenn sie in ihrer ganzen Härte auf einzelne Länder beschränkt bleiben, eine gemeinsame europäische Verantwortung darstellen, sagte eine sehr klare Mehrheit von 83% ja. Und 66% stimmen einem europäischen Investitionsprogramm zu.
Mit der gemeinsamen Verantwortung tut sich Europa in dieser Krise noch immer schwer. Dabei wäre ein Signal des „Wir schaffen es gemeinsam“ mindestens ebenso wichtig wie die Konsolidierung von Staatsfinanzen. Und außerdem wird letztere kaum ohne ein solches Signal glücken, ohne eine Jugend, die an eine gemeinsame Anstrengung glaubt und dafür auch bereits ist zu verzichten. Viele Jugendliche in ganz Europa, und gerade in den Krisenländern, warten bisher vergeblich darauf.
Jacob Düringer



