Europa braucht einen 1-Punkt-Plan (It’s the Vertrauen, stupid)
Der europäische Traum droht zu zerplatzen. Aus einer lokalen Schuldenkrise ist innerhalb von zwei Jahren eine gesamteuropäische politische Krise und schließlich eine Identitätskrise geworden. Europas internationale Partner und die Märkte haben Europa und den Euro schon fast aufgegeben und preisen den Zerfall der Eurozone in ihre Aktivitäten ein. Aber, noch viel entscheidender, die Bürger Europas tun dasselbe. Sie haben das Vertrauen in die Politik verloren und versuchen ihre eigenen Notfallpläne zu machen.
Denn Europa kann auch anders. Das haben die letzten 60 Jahre gezeigt. Vieles davon hat mit positiver Gestaltungskraft und Vertrauen zu tun.
Und genau das fehlt Europa heute: Vertrauen. Und zwar Vertrauen darauf, dass man zusammen die Krise meistern wird, dass der Euro sicher ist, dass alle Länder dabei bleiben und dass man gemeinsam die Wege und Mittel finden und nutzen wird, die Europa langfristig stabil und wohlhabend machen werden und damit auch ein Europa, das wieder eine positive Rolle bei der Lösung dringender globaler Fragen spielen kann.
Europa steht als Ganzes bei den meisten politischen und ökonomischen Indikatoren laut OECD im globalen Vergleich immer noch gut da. Die Gesamtverschuldung liegt unter der der USA und Japans. Die Inflation ist weiterhin gering und unter Kontrolle.
Als Ganzes würden die Märkte nicht gegen Europa wetten. So wie keiner gegen Deutschland wettet, auch wenn es im Bund durchaus Länder gäbe, gegen die sich einzeln eine Wette lohnen würde.
Priorität muss es sein, das Vertrauen in Europa als Einheit wiederherzustellen und damit den Anstoß für eine positive ‚Self fulfilling prophecy‘ zu geben.
Deshalb braucht es jetzt nicht den tausendsten 5-, 7- oder 10-Punkte-Plan, sondern einen 1-Punkt-Plan für Europa:
• Vertrauen in die Einheit Europas wiederherzustellen.
Wenn dies gelingt, wird alles andere wieder möglich werden. Aber ohne Vertrauen in den europäischen Einheitswillen werden auch die besten 10-Punkte-Pläne scheitern.
Andre Wilkens


