Europa lebendig machen

Bei europäischen Themen scheint es fast nur zwei Kategorien zu geben. Die eine Gruppe ist langweilig – und die andere hochkomplex. Ist das wirklich so?

Zufrieden mit der Politik in Europa ist sie nicht: Daphne Büllesbach will, dass die Menschen mehr Einfluss nehmen können auf politische Entscheidungen in der EU. Aus diesem Grund engagiert sie sich beim Verein „European Alternatives“, also: Europäische Alternativen, und kämpft für mehr Demokratie in Europa. „Die Menschen sind weniger von Europa frustriert als vom Mangel an Mitbestimmung in Europa“, sagt sie im Interview. Der Verein organisiert jedes Jahr das „Transeuropa“-Kulturfestival, das mehrere Wochen lang in vielen europäischen Städten gleichzeitig stattfindet und Menschen über die Grenzen hinweg vernetzt. Daphnes Ziel: „Es muss eine Zivilgesellschaft geben, die in Europa zusammenarbeitet und die aus der Krise stärker herausgeht.“

Für diese Arbeit wurde der Verein jetzt mit dem Jugenddemokratiepreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet. Den Preis, 3.000 Euro, bekommt immer ein Projekt, das sich in „herausragender Weise für Demokratie einsetzt“. Eine Jugendjury, deren Mitglieder zwischen 18 und 27 Jahre alt sind, hat sich vorher mit allen Bewerbungen beschäftigt.

Besonders beeindruckend fand die Jury, dass das Transeuropa-Festival in 14 Städten gleichzeitig organisiert wurde. Auch inhaltlich ähnelten sich die Themen in den meisten Festivalstädten. Gesprochen wurde über Einwanderung und Integration, Medienvielfalt und die Rechte von Minderheiten. Einige Veranstaltungen bezogen sich sogar ganz direkt aufeinander. So wurden zum Beispiel in jeder Teilnehmerstadt spannende oder lustige Geschichten aus allen anderen Festivalstädten erzählt. Zuschauer in Warschau hörten Geschichten aus Berlin – und umgekehrt. Auf einmal war das scheinbar so ferne Europa gar nicht mehr so weit weg.

Neben dem Gewinnerprojekt hat die Jury noch drei weitere Projekte positiv herausgehoben. Eines davon ist DU HAST DIE MACHT! Dabei handelt es sich um eine Medien-Initiative zur Förderung von politischer Bildung Jugendlicher. Die Initiative will vor allem Jugendliche erreichen, die von den herkömmlichen Angeboten politischer Bildung nicht angesprochen werden, und findet da statt, wo sich Jugendliche aufhalten: im Internet, in sozialen Netzwerken, auf Veranstaltungen und in der Schule. Seit 2010 wird DU HAST DIE MACHT von der Robert Bosch Stiftung gefördert und von der UFA Film & TV Produktion GmbH entwickelt.
Für beeindruckende Interviews und Fotos aus einem Leipziger Brennpunkt-Viertel wurde außerdem das Projekt „Zwischen Broadway und Sinai“ gelobt. Gut fand die Jury auch „Young People Vote“, ein Projekt aus Polen, das für Schülerinnen und Schüler, die eigentlich noch nicht wählen dürfen, Wahlen organisiert hat.